Sprache hat Macht. Je nachdem, wie wir unsere Texte formulieren, entfalten sie eine ganz andere Wirkung. Sie können Interesse wecken oder langweilen, Emotionen hervorrufen oder Informationen vermitteln. Manche Texte sind leicht verständlich, andere kompliziert geschrieben. Mal vergeht das Lesen wie im Flug, mal zieht es sich wie ein Kaugummi. Wie kann ich meine Leserschaft begeistern? Ihr Interesse wecken und sie bei der Stange halten? Die folgenden sieben Tipps bieten erste Anstöße, damit Sie in Zukunft mehr aus Ihren Texten herausholen können – ganz egal, ob es sich um einen Roman, einen Fachartikel oder einen Werbetext handelt.
1. Aktiv schreiben
Wer die Menschen mit seinen Texten begeistern will, sollte auf aktive statt passive Verbkonstruktionen setzen. Statt „Es wurde windig“ bietet sich eine Formulierung wie „Starker Wind zog auf“ an. Außerdem sollten Handlungsabläufe möglichst direkt beschrieben werden. Häufig neigen wir dazu, Sätze mit Formulierungen wie „Er begann, sich auf den Weg zu machen“ einzuleiten. Stattdessen kann der Satz aber auch gleich „Er machte sich auf den Weg“ lauten. Dass die Tätigkeit erst damit beginnt, wird im Kontext klar, aber auf diese Weise wirkt es direkter und bringt die Leser*innen näher an das Geschehen heran. Je unmittelbarer eine Beschreibung erfolgt, desto wirkungsvoller ist sie.
2. Zeigen statt beschreiben
Es ist wichtig, Bilder im Kopf des Lesers entstehen zu lassen, um eine Atmosphäre zu kreieren und den Text lebendiger wirken zu lassen. Das gilt nicht nur für Romane, sondern genauso für Sachtexte. Auch hier sollte möglichst anschaulich beschrieben werden, wobei in diesem Fall gut mit Beispielen gearbeitet werden kann. Bei Romanen ist es wichtig, die Handlung und Gefühle der Charaktere nicht nur zu beschreiben, sondern indirekt zu zeigen, was sie empfinden und welche Stimmung herrscht. „Lena war kalt und um sie herum war alles still“ liest sich anders als eine Beschreibung wie: „Lena zog ihren Schal noch enger und vergrub die Hände tief in den Manteltaschen. Ihre Zähne klapperten trotzdem leise in der Stille der Nacht.“ Im zweiten Beispiel wird nicht nur behauptet, dass es kalt und ruhig ist, sondern es wird nachempfindbar gemacht.
3. Abwechslungsreich schreiben
Um Abwechslung in den Text zu bringen, kann es helfen, Synonyme für häufig auftretende Wörter zu verwenden. Anstatt jedes Mal „der Hund“ zu schreiben, könnte er auch mal „der Pudel“, „der pelzige Freund“ oder einfach „Theo“ genannt werden. Damit sollte man es aber nicht übertreiben. Wenn in jedem zweiten Satz ein neues Synonym auftaucht, wirkt das schnell künstlich und fällt beim Lesen negativer auf als eine gelegentliche Begriffswiederholung.
Auch unterschiedliche Satzanfänge und Satzlängen können für Abwechslung sorgen. Mal gibt es eine Reihe an verschachtelten Sätzen, dann folgt wieder ein simpler Fünf-Wort-Satz. Dadurch entsteht ein gewisser Rhythmus, durch den sich der Text besser und flüssiger lesen lässt und der die Aufmerksamkeit der Leser*innen erhöht. Hier ist es ähnlich wie bei der Musik: Ein Lied mit einer abwechslungsreichen Melodie ist interessanter als ein monotoner Gleichklang, der schnell langweilt.
4. An die Sprache der Zielgruppe anpassen
Jeder hat seinen eigenen Schreibstil und es ist gut und wichtig, seinen eigenen Ton zu finden und die eigenen Texte damit unverwechselbar zu machen. Dennoch sollte die Sprache immer ein Stück weit an die Zielgruppe angepasst werden. In einem Kinderbuch sind eine andere Tonalität und Wortwahl angebracht als in einem Thriller für Erwachsene. Wer einen Fachtext an Profis richtet, greift auf ein anderes Vokabular zurück als bei einem Einführungsartikel für Laien. Um die richtigen Wörter und Formulierungen zu finden, sollte vorab die Frage gestellt werden: An wen richtet sich mein Text? Je klarer die Zielgruppe definiert ist, desto besser kann der Text darauf ausgelegt werden und später seine gewünschte Wirkung entfalten.
5. Füllwörter vermeiden
Beim alltäglichen Sprechen füllen wir unsere Sätze mit reichlich Wörtern an. Auch beim Schreiben fließen Füllwörter wie „einfach“, „richtig“ oder „irgendwie“ in den Text ein. Was bei einer WhatsApp-Nachricht oder unverbindlichen E-Mails in Ordnung ist, liest sich in Romanen oder Texten im professionellen Umfeld weniger schön. Das gilt auch für Adverbien wie „sehr“, die eine Steigerung betonen sollen. Oftmals haben sie in Texten aber einen gegenteiligen Effekt und schwächen die Wirkung ab, da die Formulierung dadurch länger und weniger direkt klingt.
Was als Füllwort zu werten ist, lässt sich aber gar nicht so pauschal sagen, denn auch Wörter wie die oben aufgeführten Beispiele haben eine Bedeutung und können ihre Berechtigung im Text haben. Hier kommt es immer auf den Kontext an. Aber dass der folgende Satz auch mit ein oder zwei Wörtern weniger auskommen würde, lässt sich kaum bestreiten: „Übrigens war der Tag heute irgendwie einfach richtig schön.“ Auf diese Weise versuchen wir, Aussagen abzuschwächen und weniger direkt und endgültig klingen zu lassen. Texte aber profitieren in der Regel von starken und direkten Aussagen. Hierfür hilft es, den Text einmal dahingehend zu prüfen, ob ein Wort wirklich einen Sinn erfüllt. Streichen Sie alles, was nicht benötigt wird.
6. Kürzen
Manchmal sind es nicht nur einzelne Wörter, sondern ganze Sätze oder Textpassagen, die sich im Nachhinein als zu lang, zu umständlich oder schlicht irrelevant erweisen. Für den Schreibprozess ist es wichtig, erst mal alle Gedanken zu Papier zu bringen. Hinterher können Sie sich fragen: Ist diese Stelle wirklich relevant? Oder können Sie das mit weniger Worten sagen? Grundsätzlich ist es gut, sich so direkt und unkompliziert wie möglich auszudrücken. Floskeln und leere Worte dürfen gerne gestrichen werden. Manchmal fällt es schwer, sich von Teilen seines Textes zu trennen – man hat schließlich so viel Arbeit in die Textproduktion gesteckt. Aber es macht den Text besser.
7. Text strukturieren
Egal, ob Anleitung, Roman oder wissenschaftlicher Aufsatz: Wer ständig von einem Thema zum nächsten springt, verliert die Aufmerksamkeit des Publikums. Der rote Faden ist das entscheidende Mittel, um die eigenen Gedanken verständlich zu vermitteln. Für die meisten Texte bietet sich dafür die klassische Aufteilung in Einleitung, Hauptteil und Schluss an. In Romanen werden zunächst die wichtigsten Figuren und das Setting vorgestellt und die Handlung wird eingeleitet. Ähnlich wird auch bei Artikeln oder Werbetexten das zentrale Thema vorgestellt und klargemacht, was vom Text erwartet werden darf. Es kann hilfreich sein, sich bereits vor dem Schreiben Gedanken über die Textstruktur zu machen, doch auch im Nachhinein kann durch Umstellungen einzelner Sätze und Passagen noch Ordnung ins Chaos gebracht werden.
Wichtig ist, dass es ein klares Ziel gibt, auf das die Erzählung oder der Bericht hinausläuft, und dieses sollte am Anfang klar gemacht werden. In einem Roman kann das ein zentrales Thema oder eine offene Frage sein, in einem Sachbuch eine zu erläuternde Tatsache. Wenn klar ist, wo der Text hinführt oder hinführen könnte, macht das neugierig und regt zum Weiterlesen an. Geben Sie Ihren Leser*innen also einen Grund dafür, die Lektüre nicht abzubrechen, sondern nehmen Sie sie an die Hand und führen Sie sie durch den Text.
Tipps sind keine Regeln
Das alles sind nur Empfehlungen und Denkanstöße, um Ihre Texte zukünftig lebendiger wirken zu lassen und besser lesbar zu machen. Die Tipps sind aber nicht als in Stein gemeißelte Regeln zu verstehen, sondern Sie dürfen in jedem individuellen Fall selbst entscheiden, was besser ist. Es ist nicht verboten, Passivformulierungen zu verwenden – manchmal klingt alles andere einfach nur umständlich und gestellt. Es ist nicht verboten, Wortwiederholungen im Text einzubauen – manchmal können Sie sogar als Stilmittel dienen. Außerdem sollten Sie sich durch diese Leitgedanken nicht zu sehr unter Druck setzen. Es kann hilfreich sein, die Tipps beim Schreiben im Hinterkopf zu behalten. Aber manchmal ist es auch gut, erst mal drauf loszuschreiben. Danach kann immer noch am Text gefeilt werden: Er wird gekürzt, ergänzt und umgeschrieben, bis Sie mit dem Ergebnis wirklich zufrieden sind.
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