Am 29. April 2022 erscheint bei Baumhaus das Kinderbuch Rileys verrücktes Leben – vom Pech verfolgt. Die Übersetzung hat mir riesigen Spaß bereitet, allerdings war dabei auch die ein oder andere Hürde zu überwinden. Aber worum geht es in der Geschichte für eine junge Leserschaft ab acht Jahren eigentlich?
Nachdem er versehentlich die Glaskugel von Madame Olga auf dem Jahrmarkt zerdeppert hat und die Wahrsagerin verständlicherweise ziemlich wütend wird, ist Riley davon überzeugt, dass ein Fluch auf ihm lastet. Egal was er tut, alles scheint schiefzugehen – mit teils drastischen Folgen für sein Umfeld. Erst denken alle, er habe sich bei der Schulaufführung in die Hose gemacht, dann klebt seine halbe Schulklasse aneinander und schließlich schlägt auch noch der Versuch fehl, den Fluch zu brechen. Stattdessen setzt Riley sein Elternhaus unter Wasser.
Doch als mit Brad Chicago ein neuer Mitschüler in seiner Klasse kommt, scheint das Blatt sich zu wenden. Brad hat nämlich keinerlei Pech – im Gegenteil, er scheint das Glück geradezu gepachtet zu haben. Kann Riley den Fluch loswerden, wenn es denn überhaupt einer ist?
Der Protagonist Riley steckt voller Überraschungen. Mal bin ich angesichts seines Aberglaubens verzweifelt, dann war ich beeindruckt von seinem Ideenreichtum, seiner Begeisterung für ungewöhnliche Dinge und von seiner Offenheit. Das mag abgedroschen klingen, aber Riley ist mir im Zuge der Übersetzung richtig ans Herz gewachsen. Ich freue mich unheimlich, dass er nun auch einer deutschsprachigen Leserschaft zugänglich gemacht wird.
Schildkrötenprobleme
Eine besondere Herausforderung bei der Übersetzung war es, den Humor des Autors zu übertragen – oder es zumindest zu versuchen. Es gab eine ganze Wagenladung nicht eins zu eins ins Deutsche übertragbarer Wortspiele. Eine von vielen kniffligen Textstellen war diese rund um die Bibliothekarin Mrs Myrtle, die nicht nur optisch erhebliche Ähnlichkeit mit einer Schildkröte aufweist, sondern deren Namen auf Englisch auch so ähnlich klingt:
She looked at me suspiciously and narrowed her eyes. It was unfortunate that Mrs Myrtle already looked a lot like a turtle, what with her fondness for polo neck sweaters and her wrinkly face, but with her narrowed eyes, she now looked entirely like one. “I need to know about curses,” I said.
Mrs Myrtle shook her head. “Ooh, you don’t want to be messing around with curses!”
[…]
I looked up and smiled. “This is perfect! Thank you, Mrs Turtle!” My eyes widened in horror as I realized my mistake. “Myrtle! Mrs Myrtle! I don’t know why I said ‘turtle’ because you definitely don’t look like one!”
Gemeinsam mit meiner damaligen Mitarbeiterin Lisa ging es ins Brainstorming. Zwischenzeitlich stand die Idee im Raum, einen deutschen Namen zu wählen, der einen Schildkröten-Versprecher nachvollziehbar macht (etwas wie Frau Wildflöte), doch das hätte nicht ins britische Setting gepasst. Schließlich setzte sich folgende Variante durch: Aus Mrs Myrtle wurde Mrs Shieldcrow, sodass die Ähnlichkeit zum Wort Schildkröte gegeben war, die Bibliothekarin aber gleichzeitig einen Namen trägt, der einigermaßen passt. Die gute Mrs Myrtle aus dem Original möge es mir verzeihen!
So lautet also nun die Stelle in der deutschen Version:
Sie blickte mich misstrauisch an und kniff die Augen zusammen. Mrs Shieldcrow hatte sowieso Ähnlichkeit mit einer Schildkröte mit ihrer Begeisterung für Rollkragenpullover und ihrem faltigen Gesicht. Aber mit den zusammengekniffenen Augen sah sie endgültig wie eine aus. „Was sucht ein Junge wie du denn in der Erwachsenenabteilung?“
„Ich muss etwas über Flüche herausfinden“, sagte ich.
Mrs Shieldcrow schüttelte den Kopf. „Ooh, mit Flüchen sollte man sich lieber nicht anlegen!“
[…]
Ich hob den Kopf und lächelte. „Das ist perfekt. Vielen Dank, Mrs Schildkröte!“ Meine Augen weiteten sich vor Schreck, als mir mein Fehler bewusst wurde. „Shieldcrow! Mrs Shieldcrow! Ich weiß nicht, wieso ich Schildkröte gesagt habe, denn Sie sehen ganz bestimmt nicht wie eine aus!“
Sie blickte mich finster an und trippelte davon, während ich das Buch aufschlug.
Danke
Das war nur einer von vielen kleinen Stolpersteinen auf dem Weg durch den Text. Glücklicherweise musste ich ihn nicht alleine gehen. An dieser Stelle möchte ich mich bei meinen Mitarbeitenden Lisa Bogen und Marcel Wielgos und insbesondere bei Lisa Engels von Bastei Lübbe bedanken, die tatkräftig dazu beigetragen haben, der deutschen Version dieser urkomischen Geschichte Leben einzuhauchen. Ein Kompliment geht außerdem an Helmut Schaffer, der den Buchsatz großartig gestaltet hat.
So lautet der Klappentext:
Seit Riley es sich auf dem Jahrmarkt mit einer Wahrsagerin verscherzt hat, geht in seinem Leben alles schief: Er verursacht eine Kleberkatastrophe in seiner Klasse, zerstört aus Versehen den Pokal des Fußballteams, und bei der Schulaufführung denken alle, er hätte sich in die Hose gemacht.
Riley ist sich sicher: Er wurde verflucht! Doch wie wird man einen Fluch wieder los? Gar nicht so einfach … Aber dann kommt ein neuer Schüler in seine Klasse, der nicht vom Pech, sondern vom Glück verfolgt ist! Für Riley ist klar, dass er dem Neuen namens Brad Chicago nicht von der Seite weichen darf. Aber ob sich das Pech so leicht austricksen lässt?