Die Grundidee steht, der Roman ist geplant, jetzt könnte es mit dem Schreiben losgehen. Doch jedes Mal, wenn Sie das Dokument öffnen, baut sich eine innere Blockade auf. Der Kopf ist leer, Sie sind unfähig, nur ein einziges Wort zu schreiben. Kommt Ihnen das bekannt vor? Dann finden Sie hier Tipps, wie Sie diese Angst vor dem leeren Blatt überwinden können.
Perfektionismus als Ursache der Angst
Ein erster Schritt ist es, den Kern der Angst ausfindig zu machen. Bei vielen Menschen steckt Perfektionismus dahinter. Sie haben Angst, den eigenen Erwartungen oder denen anderer nicht gerecht zu werden. Sie fürchten, nicht gut genug zu schreiben oder die Idee nicht kreativ genug umzusetzen. Deshalb muss man lernen, den inneren Kritiker auszuschalten. Das ist nicht leicht, lässt sich aber trainieren. Hilfreich ist zum Beispiel, sich nicht durchzulesen, was man bereits geschrieben hat, damit man nicht darüber urteilen kann. Halten Sie sich vor Augen, dass der erste Entwurf bei niemandem perfekt ist. Das muss er auch gar nicht sein. Sie müssen keine perfekten Sätze formen, Rechtschreibung und Grammatik spielen auch noch keine Rolle. Darum können Sie sich später kümmern, wenn Sie mit dem Schreiben fertig sind.
Manchen Leuten hilft es auch, die Geschichte vorher zu planen, um sich daran entlanghangeln zu können. Andere starten lieber mit einer groben Idee, weil sie sich sonst eingeengt fühlen. Probieren Sie aus, was für Sie besser funktioniert. Vielleicht hilft es Ihnen sogar, die Szenen vorab stichpunktartig aufzuschreiben. Dabei ist es oft leichter, den Perfektionismus auszuschalten, und mit so einer Grundlage kann es später einfacher sein, den eigentlichen Text zu verfassen.
Kleine Ziele setzen
Ein Roman mit mehreren hundert Seiten ist ein großes Projekt, das sich über mehrere Wochen, Monate oder Jahre zieht. Es ist nichts, was man schnell erledigt und am Abend von seiner To-Do-Liste streichen kann. Diese Unüberschaubarkeit kann hemmend wirken. Deshalb ist es besser, das Projekt in kleine Arbeitsschritte herunterzubrechen. Nehmen Sie sich pro Tag eine Szene oder ein Kapitel oder eine bestimmte Seiten- oder Wortzahl vor. Wichtig ist, sich ein klares Ziel zu setzen. Zum Beispiel: Heute möchte ich 500 Wörter schreiben. Das ist ein überschaubares und realistisches Vorhaben. So ist man motivierter, anzufangen, weil man weiß, dass das Ziel erreichbar ist – und danach haben Sie die freie Wahl, ob Sie noch weiterschreiben. Haben Sie noch Lust, tippen Sie weitere Wörter, ansonsten können Sie die Finger guten Gewissens ruhen lassen. Konzentrieren Sie sich hierbei erst mal nur aufs Schreiben, ohne zu viel über das große Endziel nachzudenken.
Vielleicht sagen Sie sich am Anfang sogar nur: Heute möchte ich den ersten Absatz schreiben. Und morgen den zweiten. Das klingt nach nichts, aber so kommen Sie schneller voran, als wenn Sie den Start weitere zwei Wochen vor sich herschieben, weil sie zu große Angst haben. Kleine Schritte sind besser als Stillstand. Wer dann irgendwann merkt, dass er das Schreibpensum jedes Mal mit Leichtigkeit erfüllt, kann es später hochsetzen, aber wichtig ist erst mal, einen Anfang zu schaffen.
Feste Termine setzen
Wenn wir Aufgaben zu einem beliebigen Zeitpunkt erledigen können, neigen wir zum Aufschieben. Das gilt auch für das Schreiben. Deshalb kann es helfen, sich einen festen Termin zu setzen. Sagen Sie sich: Nächsten Samstag fange ich um 10 Uhr mit meinem neuen Roman an. Alternativ kann es auch helfen, sich eine Deadline zu setzen. Wenn diese näher rückt, muss man irgendwann anfangen, um sie nicht zu überschreiten. Um das Ganze noch verbindlicher zu machen, kann es helfen, anderen davon zu erzählen. Natürlich nur, wenn Sie wollen. Denn bei manchen Menschen erzeugt genau das zu viel Druck. Die Angst davor, dass andere das, was sie schreiben, schlecht finden, hemmt sie, überhaupt anzufangen. In dem Fall ist es besser, erst mal so wenigen Leuten wie möglich davon zu erzählen. Halten Sie sich vor Augen: Niemand muss das, was Sie gerade schreiben, lesen. Erst mal schreiben Sie nur für sich und wenn der Text fertig ist, können Sie immer noch entscheiden, was Sie damit tun.
Einfach mal drauflosschreiben
Wenn Sie sich stark blockiert fühlen, legen Sie die Geschichte erst mal beiseite und schreiben etwas anderes. Nehmen Sie sich Stift und Papier und lassen Sie Ihre Gedanken ungefiltert fließen. Es ist egal, welche Qualität der Text hat oder ob es überhaupt einen Inhalt gibt. Wichtig ist nur, zu schreiben und zu lernen, den inneren Kritiker auszuschalten. Je häufiger Sie das machen, desto geübter sind Sie, ein weißes Blatt einfach zu beschreiben. Dann bekommen Sie das vielleicht auch bei Ihrer Geschichte hin. Ähnlich kann es helfen, Schreibübungen zu machen. Im Internet finden Sie einen Haufen an kleinen Schreibaufgaben, zu denen Sie kurze Texte verfassen können. Auch das kann Ihre Schreibmuskeln trainieren und die Schwelle, mit dem Schreiben anzufangen, herabsetzen.
Manchen Leuten hilft es auch, wenn Sie sich einen Timer stellen und sich vornehmen, die Zeit dem Schreiben zu widmen. Sagen Sie sich: Es ist egal, wie viel ich in der Zeit schaffe. Die Hauptsache ist, dass ich die so lange vor meinem Dokument sitze und mich nicht ablenken lasse. Früher oder später beginnt man dann doch, zu tippen, und selbst wenn es erst nur ein paar Wörter sind, ist damit der Anfang gemacht, und Sie wiederholen das Ganze so lange, bis die Wörter endlich besser fließen.
Oder vielleicht hilft es Ihnen, das Schreibmedium zu wechseln. Wenn Sie normalerweise am Computer tippen, schreiben Sie die erste Szene doch per Hand oder andersherum. Manchmal kann so ein kleiner Wechsel Wunder bewirken und die Blockade in unserem Kopf lösen. Ähnlich funktioniert auch ein Ortswechsel. Gehen Sie zum Beispiel in die Bibliothek oder in ein Café, um die erste Szene zu schreiben, oder wechseln Sie zumindest den Raum. Auch das kann neue Kreativität freisetzen.
In die Geschichte reinfinden
Wenn Sie vor allem Angst haben, die erste Szene zu schreiben, weil Sie glauben, dass diese besonders gut sein muss, um den Leser zu überzeugen, fangen Sie doch einfach mit der zweiten an. Die erste können Sie nachholen, wenn Sie in der Geschichte drin sind und das Ganze weniger beängstigend wirkt. Alternativ können Sie bei einer Szene, die noch vor der eigentlichen Anfangsszene spielt, starten und sich so erst mal „warmschreiben“, damit der Übergang zur eigentlichen Geschichte leichter wird.
Ähnlich funktioniert es, zunächst andere Texte zu schreiben, die zwar mit der Geschichte zu tun haben, aber nicht in das Manuskript hineinsollen. Das kann zum Beispiel ein Tagebucheintrag aus der Perspektive der Protagonistin sein oder eine bedeutende Szene aus ihrer Vergangenheit. Das hilft nicht nur dabei, die Figuren der Geschichte besser kennenzulernen, sondern auch, in die Geschichte hineinzufinden und ein Gespür für die passende Erzählstimme zu bekommen. Wenn Sie es gewohnt sind, über Ihre Protagonistin zu schreiben, fällt es Ihnen vielleicht weniger schwer, danach die eigentliche Geschichte zu erzählen.
Fazit
Viele Leute haben Angst davor, mit ihrer Geschichte anzufangen, aber nicht bei allen steckt die gleiche Ursache dahinter. Überlegen Sie also genau, was Sie daran hindert, anzufangen, und entwickeln Sie Ihre persönliche Lösungsstrategie. Manchmal kann es auch helfen, mit anderen Leuten über die eigenen Probleme zu sprechen und so einen frischen Blick auf das Vorhaben zu bekommen.