
Wenige Klicks statt mühsamer Suche
Gelangt man von der Hafenstraße in Bremerhaven tatsächlich auf die Rutenbergstraße, wie es der Autor in einem Krimi beschreibt? Wenn ich das im Zuge eines Lektorats nachprüfen will, erledige ich das mit wenigen Klicks – ich kann mir sogar per Google Street View die genauen örtlichen Gegebenheiten ansehen. Manchmal male ich mir aus, wie eine solche Bearbeitung wohl früher aussah, als es diese digitalen Möglichkeiten nicht gab.
Manches ließ sich schlichtweg nicht nachprüfen, anderes erforderte viel Zeit und im Zweifel das Durchblättern von Straßenkarten oder Nachschlagewerken in der Bibliothek. Vermutlich war der Produktionsrhythmus ein anderer und es stand mitunter mehr Zeit für die Bearbeitung von Texten zur Verfügung. Dennoch kann ich mir kaum vorstellen, wie meine Arbeit ohne all die technischen Möglichkeiten aussähe. Mit den aktuell täglich weiterentwickelten KI-Tools kommt eine zusätzliche Dimension dazu.
Fluch oder Segen?
Eins steht fest: Durch digitales Arbeiten lässt sich eine Menge Zeit sparen. Sei es im Zuge virtueller Kollaboration – zum Beispiel beim simultanen Arbeiten in einer Worddatei oder einem Google Doc – oder eben bei der oben genannten Recherche.
Allerdings muss man up to date bleiben, braucht Softwarelizenzen und das nötige Know-how, um diese sinnvoll einzusetzen. Mir macht es Spaß, mich in neue Arbeitsumgebungen einzuarbeiten, allerdings sollte die Gewöhnung daran auch nicht den Rahmen sprengen. Das eine oder andere Tool habe ich nach kurzer Testphase dann doch nie wieder angerührt, während andere dauerhaft den Weg in meinen beruflichen Alltag gefunden haben.
Digitales Whiteboard
Dazu gehören neben Suchmaschinen vor allem Tools zur digitalen Zusammenarbeit, zum Beispiel Miro. Das digitale Whiteboard ist für mich ein zentrales Werkzeug geworden. Brainstorming mit meiner Mitarbeiterin, die Arbeit am Plot eines Buchs mit Autorinnen und Autoren, Notizen während der ersten Lektüre eines Manuskripts – für all das nutze ich Miro.

Microsoft Teams, Discord und Zoom
Ein wichtiger Bestandteil meiner Tätigkeit ist die Kommunikation. Sei es die Absprache mit dem Übersetzer und der Verlagsverantwortlichen bei einem Übersetzungslektorat, der Austausch mit Autorinnen und Autoren im Zuge des Entwicklungslektorats, das Feedbackgespräch im Anschluss an das Lektorat oder schlicht für aufkommende Fragen, die zwischendurch geklärt werden wollen: Dies alles geschieht längst nicht nur per E-Mail. Virtuelle Kommunikationsprogramme wie Microsoft Teams, Discord und Zoom sind nicht mehr wegzudenken.
Wo geht die Reise hin?
In den kommenden Jahren werden sich durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz die Arbeitsabläufe weiter verändern. Manches, was zuvor noch in mühsamer Kleinarbeit geprüft oder zum Beispiel vereinheitlicht werden musste, lässt sich dann in Sekundenschnelle anpassen. Die Herausforderung besteht darin, das Potenzial dieser Technologien zu nutzen, ohne die menschliche Expertise zu vernachlässigen.
Diese ist nämlich weiterhin unverzichtbar. Maschinen können Grammatik und Stil analysieren, aber keine kreativen Entscheidungen treffen oder den Ton eines Textes auf die Zielgruppe abstimmen. Die Zukunft des Lektorats liegt in der intelligenten Verbindung von Technik und menschlichem Sprachgefühl. Wer sich auf diese Entwicklungen einlässt, kann die Digitalisierung als Chance nutzen, statt sie als Bedrohung zu sehen.